Geschichten aus dem LebenZwischen zwei Kulturen |
Weg zum Erfolg
Anatolij Romanov, der Autor des Buches „Erfolg. Grundlagen der Theorie und Technologie“, war vor der Ausreise nach Deutschland Lehrer in Sankt-Petersburg und erzählt nun über seinen künstlerischen Werdegang. Anatolij Dmitrievitsch, womit beschäftigen Sie sich in Deutschland? Ich fertige Miniaturen, z.B. Uhren und Leuchten, an. Das macht einen wesentlichen, vielleicht sogar den wesentlichsten Bestandteil meines Lebens in Deutschland aus. Ich versuche, mich hier als wahrer Künstler zu etablieren. In Deutschland finden sich vielleicht ein-zwei Künstler, die etwas Ähnliches machen. Mit meinen Arbeiten nehme ich an Ausstellungen teil, im Durchschnitt – einmal in zwei Jahren. Im letzten Jahr habe ich an der weltweit prestigeträchtigsten Juwelierausstellung in Basel teilgenommen. Sie denken wahrscheinlich, dass ich mich gern preise. Der Künstler sollte sich aber selbst preisen. Wenn er sich nicht preist, wird er nicht viel erreichen. Für die Anfertigung einer Miniatur brauche ich ein halbes Jahr. Die Anfertigung ist allerdings zweitrangig. Am wichtigsten und am schwierigsten ist es, sich etwas Lohnenswertes auszudenken. Das heißt, dass man zuerst ein Projekt entwerfen muss. Danach muss man eine Skizze anfertigen und alle Produktionsfragen klären, z.B. auf welche Weise Glas, Stein oder Bernstein bearbeitet werden sollen. Die Projektierung nimmt ca. 30% der gesamten Anfertigungszeit ein. Vor der Immigration nach Deutschland war ich mit meiner Lehrtätigkeit in Sankt-Petersburg beschäftigt. Meine Hauptlehrtätigkeit entfaltete sich an der Staatlichen Akademie für gewerbliche Kunst in Sankt-Petersburg. Dort habe ich insgesamt 15 Jahre am Lehrstuhl für künstlerische Metallbearbeitung gearbeitet. Neben der technischen habe ich noch eine wirtschaftliche und eine philologische Ausbildung. Die besten Jahre meines Lebens habe ich in den 60-80ern verbracht. Damals hatte man unbegrenzte Möglichkeiten. Wenn man arbeiten oder studieren wollte, gab es dafür fast keine Hürden. Ich war ehrgeizig. Ich strebte nach Wissen. Hier bin ich auf gewisse Schwierigkeiten gestoßen. Ich war damals über 60 und konnte gar kein Deutsch. Am Anfang habe ich Zeichnen in der jüdischen und evangelischen Gemeinde unterrichtet. Danach wollte ich etwas „Seriöses“ finden. Aber um beispielsweise an der Universität unterrichten zu dürfen, muss man hervorragend Deutsch können, was ich leider nicht anbieten konnte. Nein, nicht lange. Ich fühle mich der deutschen Kultur nah. Ich liebe die deutsche Kultur und respektiere die deutsche Mentalität. Meinem inneren seelischen Zustand ist die deutsche Kultur viel näher als jede andere. Wissen Sie, ich habe hier nicht so viele Freunde. Um in meinem Alter Freunde zu gewinnen muss man ein besonderes Talent haben. Bekannte habe ich ziemlich viele. Sie sind vor allem russischsprachig, nicht deutsch. Wegen der sprachlichen Barriere ist es schwierig mit einem Deutschen befreundet zu sein. Gesund bleiben und viel arbeiten. |
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