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Geschichten aus dem LebenZwischen zwei Kulturen

Qualität ist die beste Werbung

 

 

Araik Karapetyan ist ein Mensch, dem das unternehmerische Talent in die Wiege gelegt ist. Sein Motto lautet: "Qualität ist die beste Werbung!"

 

Araik, seit wann leben Sie schon in Deutschland?

Seit 1988. Davor habe ich in Leningrad gelebt. Wir sind nach Leningrad umgezogen, als ich in der siebten Klasse war. Ich selbst komme aus Armenien, aus Leninakan, wo es 1988 ein Erdbeben gab. Die Hälfte meiner Verwandten ist während des Erdbebens ums Leben gekommen. Momentan leben die meisten meiner Verwandten in Petersburg. Nach Deutschland bin ich als Militärangehöriger gekommen. Ich war damals ganz jung – ich war 18. Seit ich das Elternhaus mit 18 verlassen habe, lebe ich selbständig. Keiner hat mir geholfen. Ich habe alles selbst erreicht.

Das heißt, dass Sie allein, ohne Familie, gekommen sind und beschlossen haben, hier zu bleiben?

Hier zu bleiben ist nicht so einfach. Alle wollen hier bleiben. Ich hatte viele deutsche Bekannte. Meine Bekannten haben mich auf Vertragsbasis bei ihrer Firma, die Getränke, Säfte usw. hergestellt hat, angestellt. Ich habe mich mit der Lieferung dieser Getränke nach Russland beschäftigt. Ich war mit der russischen Sprache und der russischen Mentalität vertraut, deswegen hat man mich gebraucht. Damals existierte ein solches Gesetz: Wenn man 5 Jahre auf Vertragsbasis bei einer deutschen Firma arbeitet und Gewinn einbringt, erhält man automatisch eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung.

Woher hatten Sie so viele deutsche Freunde?

In meiner Jugend war ich sehr kommunikativ. Ich hatte eine Vielzahl von Bekannten. Ich habe sie direkt auf der Strasse kennen gelernt. Beispielsweise immer, wenn jemand an der Kaserne vorbeigelaufen ist, bin ich rausgegangen und habe ihn angesprochen. Wir haben uns immer unterhalten und blieben danach in Kontakt.

Nach einem fünfjährigen Aufenthalt sind Sie hier geblieben?

Nein, zuerst musste ich zurück nach Petersburg. Man hat für mich eine offizielle Einladung gemacht und dann bin ich nach Deutschland umgesiedelt. Danach habe ich Autohandel betrieben. Ich habe in Petersburg ein Autohaus gegründet und wir haben Autos aus Deutschland nach Russland verkauft. Die Abfertigung sowie Zollsteuern sind so teuer geworden, dass ich mein Geschäft auflösen musste. Eigentlich habe ich in meinem Leben sehr viel ausprobiert, mich mit unterschiedlichen Sachen beschäftigt. Mein Hauptgeschäft ist jedoch die Herstellung und der Vertrieb von Glasspielzeug. Wir fertigen Glasspielzeug in Petersburg an und verkaufen es hier, beispielsweise auf Weihnachtsmärkten. Im Moment bin ich schon auf den Markt in Belgien, Holland und Spanien gekommen.

Wie heißt Ihre Firma?

"Karkas" ("Adler"). Das ist Armenisch. Angestellte, die in dem Geschäft angefangen haben, haben mir diesen Firmennamen vorgeschlagen.

Seit wann existiert das Unternehmen?

Seit 2001, also schon ziemlich lange.

Und was genau stellen Sie her?

Ganz unterschiedliche Sachen aus Glas – kleines und großes Spielzeug, Souvenirs, Figurinen und Miniaturen, beispielsweise ein Motorrad aus Glas, die authentische Harley Davidson. In Petersburg besitze ich eine große Werkstatt, wo acht Leute angestellt sind. Hier arbeite ich mit unseren Kunden, genauer gesagt mit Vertriebshändlern. Zuerst hatte ich wenig Kunden. Im Laufe der Zeit hat man von uns weitererzählt und so haben wir viele neue Kunden gewonnen. Vor der Krise hatte ich 25 Vertriebshändler in ganz Europa, die unser Spielzeug gekauft haben. Jetzt sind es leider nicht mehr so viele. In Deutschland wird unser Spielzeug in Potsdam, Dresden, Dortmund und anderen Städten verkauft. Ich wollte auch in Berlin einen Kiosk aufmachen. Ich habe aber den Ort für den Kiosk, mit dem ich gerechnet habe, nicht bekommen. Mal schauen, vielleicht klappt es im nächsten Jahr.

Araik, erzählen Sie uns über Ihr zweites Geschäft "A&A Autopflege". Welche Dienstleistungen bieten Sie an?

Autowäsche und KFZ-Reinigung. Beispielsweise Motorwäsche oder Autopolierung. In erster Linie – Reinigung des Innenraums. Jetzt planen wir, unser Dienstleistungsangebot mit Autolackierung zu ergänzen. Dafür braucht man viel Geld. Mal schauen, wie sich das Unternehmen weiterentwickelt. Es wurde erst 2010 eröffnet. Es ist einfach, ein Unternehmen zu gründen. Viel schwieriger ist es, die Qualität zu bewahren. Die Qualität ist doch die beste Werbung. Wie man so sagt: Man soll riskieren. Hauptsache –  ich arbeite. Mehr noch beschäftige ich mich damit, womit ich mich gut auskenne. Ich habe mit Autos viel in den 1990er Jahren gearbeitet. Ich finde, dass man das tun soll, was man gut kann. Darüber hinaus muss man das mit Vergnügen machen.

Araik, wofür stehen die Buchstaben A und A im Firmennamen? Sind das Ihre Initialien?

Nein, das sind die Initialen von meinen beiden Söhnen – Artur und Alexander. Sie haben ein Jahr Altersunterschied: Der eine ist 9, der andere 10. Als ich die Firma eröffnen wollte, hat der Eine gebeten: "Papa, gib der Firma meinen Namen!" und der Andere: "Nein, meinen!". Dann habe ich den beiden gesagt: "Streitet euch nicht, jeder von euch kriegt was". So habe ich den ersten Buchstaben von jedem Namen genommen.

Sprecht Ihr in der Familie Armenisch?

Ja.

Können Ihre Kinder Russisch?

Ja, Russisch, Armenisch und Deutsch.

Haben Sie Kontakt zu anderen russischsprachigen Unternehmern in Potsdam?

Ja, ich kenne ziemlich viele von denen. Ich habe aber nicht nur mit Russen Kontakt. Für mich ist es generell unwichtig, woher man kommt. Hauptsache, das sind gute und anständige Menschen. Deswegen habe ich viele Bekannte.

Haben Sie für die Gründung des Salons einen Kredit aufgenommen?

Die Stadt hat mir ein bisschen geholfen und mich mit Fördermitteln unterstützt. Es war sehr angenehm, diese finanzielle Hilfeleistung zu bekommen, auch wenn sie klein war. Nirgendwo sonst gibt es etwas Ähnliches.

Haben Sie den Businessplan selbst erstellt?

Nein. Ich habe einen vierwöchigen Kurs für Unternehmer an der Arthur-Speer-Akademie belegt. Da habe ich viel gelernt: Wie gründet man ein Unternehmen, wie geht man mit Kunden um, wie schreibt man den Businessplan, wie zahlt man Steuern und vieles mehr. Das hat mir ganz gut gefallen. Das Zertifikat hat mir weitergeholfen. Auf dessen Grundlage entscheidet man über die Gewährung der finanziellen Unterstützung. Den Businessplan hat für mich ein Experte erstellt.

Araik, was halten Sie von unterschiedlichen ehrenamtlichen Organisationen?

Nehmen Sie oder vielleicht Ihre Bekannten an sozialen Programmen teil?
Ich bin eher wohltätig. Ich helfe kranken Kindern, z.B. krebskranken Kindern. Kinder tun mir sehr leid. Einmal habe ich im Fernseher eine Meldung gesehen, wo für ein krankes Kind um finanzielle Hilfe gebeten wurde. Ich habe das Geld überwiesen und jetzt erhalte ich ganz viele Briefe mit ähnlichen Bitten. Ich helfe so viel ich kann. Mal mit 50 Euro, mal mit 100 Euro. Ärmer werde ich davon nicht. Wie kann ich denn nicht helfen? Das sind doch Kinder.

Araik, geben Sie zum Schluss jungen Unternehmern einen Ratschlag, die aus Russland, Armenien oder anderen Ländern hierher gekommen sind!

Gebt nie auf. Auch wenn man bankrott ist. Man soll alles zu Ende bringen. Und alles wird gut!

 

Ein Projekt des Deutsch-Russischen Austausch e.V. im Rahmen des Bundeprogramms "XENOS - Integration und Vielfalt". Deutsch-Russischer Austausch e.V.