Geschichten aus dem LebenZwischen zwei Kulturen |
Tanzend durchs Leben gehen
Galina Weber-Poukhlovski hat im Jahre 2010 in Rostock die Ballettschule „Fouetté“ eröffnet - wie alles begann, über neue Pläne und Ideen.
Galina, erzählen Sie uns bitte über sich: woher kommen Sie und womit haben Sie sich in Ihrer Heimat beschäftigt? Geboren bin ich in Baku, Azerbaidschan. Mein Vater war ein Seemann und hat da gearbeitet. Meine Mutter hat mir erzählt, dass ich mit vier Jahren zum ersten Mal ein Ballett gesehen habe und genauso tanzen wollte. Meine Mutter hat mich zuerst ins Haus der Pioniere geschickt, wo ich Choreographie gelernt habe. Später, als wir umgezogen sind, habe ich vier Jahre lang eine Kunstschule besucht. Danach habe ich an der Choreographieschule in Baku ein Studium aufgenommen. Nach dem Kriegsausbruch 1990 bin ich mit meiner ganzen Familie nach Saratow umgezogen. In Saratow habe ich an der Universität für Choreographie studiert und nach dem Abschluss im Opern- und Balletttheater gearbeitet. Im Laufe der Zeit bin ich zur Solistin der 1. Kategorie aufgestiegen. Im Theater habe ich sechs Jahre gearbeitet und dabei unterschiedliche Partien getanzt: die Fee in „Dornröschen“, das Rotkäppchen, Maria in „Der Nussknacker“, den kleinen Schwan in „Schwanensee“… Am 4. September 2010 fand die feierliche Eröffnung statt. Die Schule existiert also nicht lange. Mal schauen, wie es sich weiterentwickelt. Ja, stimmt. Es ist jedoch sehr schwierig, ein Engagement bei einer professionellen Ballettschule, beispielsweise bei der Berliner Ballettschule, zu erhalten: man muss gute Kontakte haben. Was private Schulen angeht, dann finde ich ihr Niveau nicht immer gut. Man besucht Privatschulen meistens nur zum Spaß. Das passt mir aber nicht. Deswegen habe ich beschlossen, meine eigene Schule zu gründen. Mein Deutsch lässt viel zu wünschen übrig. Ich habe ein paar Sprachkurse angefangen und dann wieder abgebrochen. Mal keine Zeit, mal viel Arbeit, mal Kinder usw. Wir nehmen Kinder ab dem 3. Lebensjahr auf. Für kleine Kinder bieten wir Kindertänze in spielerischer Form an – für die Koordination, Rhythmik, Übungen für die Körperhaltung, Beine und für die allgemeine physische Entwicklung. Kinder ab sieben Jahren können Ballett erlernen. Man fängt mit der Vorbereitungsstufe an und mit zehn Jahren fängt der erste Teil des Programms an, der entsprechend dem Programm von russischen Ballettschulen abläuft. Der erste Teil dauert etwas länger – nicht 2-3 Jahre, sondern bis Kinder ihr 16. Lebensjahr erreicht haben, weil sie nicht täglich sondern maximal zweimal in der Woche die Schule besuchen. Später würde ich gern Schüler, die ein professionelles Ballett tanzen möchten, auf die Aufnahmeprüfung an einer Hochschule für Tanz vorbereiten. Ja, zur Zeit arbeite ich allein. Ich warte, bis ich genug Klientel habe. Wenn es mir später zu viel wird, wird mir mein Mann helfen. Er ist auch ein Balletttänzer. Später wenn unsere Geschäfte gut laufen, werden wir, denke ich, noch einen Lehrer anstellen. Die größte Schwierigkeit bestand für mich darin, dass ich vorher bei meinen Eltern gewohnt habe und als ich hierher gekommen war, musste ich allein wohnen und deswegen sehr selbstständig sein. Meine Eltern sind in einer kleinen Stadt geblieben, während ich nach Köln umgezogen bin. Für mich war das eine schwere Zeit: das Land war für mich völlig neu und damals habe ich erst angefangen, Deutsch zu lernen. Dabei waren Deutschkenntnisse notwendig, um beispielsweise Formulare auszufüllen usw. Ich habe Glück gehabt, weil meine Kommilitoninnen aus Russland kamen und mir viel geholfen haben. Ballett ist ein Tätigkeitsbereich, wo man oft auf Russen trifft. Ja, ich habe mich gut eingelebt. Ich will auch gar nicht nach Russland zurück gehen. Ich würde gerne mit talentierten Schülern zusätzlich arbeiten. Wenn ich solche finden werde und wenn sie und ihre Eltern damit einverstanden sind, würde ich sie gerne auf die Aufnahmeprüfungen an einer Hochschule für Tanz vorbereiten und mit ihnen zu Wettbewerben fahren. In Deutschland werden viele Wettbewerbe für private Ballettschulen organisiert. Für Kinder sind sie sehr interessant und erhöhen ihre Leistungsbereitschaft. Kontakte und Möglichkeiten habe ich schon, ich hoffe nun, dass ich auch Schüler finden werde, die ernsthaft am Ballett interessiert sind. Als erstes – niemals aufgeben, egal auf welche Schwierigkeiten man stößt. Mann soll immer auf sein Ziel zugehen, weil es immer Leute gibt, die dir helfen oder einen Rat geben werden. Am Anfang hatte ich viel Angst: wie wird es weitergehen? Werde ich das zu Ende bringen können? Im Endeffekt hat alles gut geklappt. |
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