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Geschichten aus dem LebenZwischen zwei Kulturen

Keine Angst vor Neuem!

 

Inna Kirsanova ist Lehrerin und berät MigrantInnen bei der Existenzgründung. Sie erzählt über ihre berufliche Entwicklung, ihre Interessen und ihr gesellschaftliches Engagement in Rostock.

 

 

Inna, erzählen Sie uns bitte, wie sind Sie nach Deutschland gekommen und wie lange leben Sie schon hier?

Ich komme ursprünglich aus dem Rostovskaja Oblast, aus der Stadt Schachty. Zum ersten Mal bin ich im Jahr 1994 nach Rostock zum Studium gekommen. Damals dachte ich, dass ich hier nur für ein Semester bleibe. Ich bin hier aber für zwei Semester geblieben. Danach bin ich nach Hause zurückgekehrt, wo ich mein Studium an der Pädagogischen Universität Rostov an der Fakultät für Fremdsprachen abgeschlossen habe. Beruflich bin ich Germanistin. Nach einem Jahr bin ich wieder nach Rostock gekommen. Ich bin Ende 1996 hierher gekommen und habe hier meinen festen Wohnsitz praktisch seit 1997. Zuerst habe ich Deutsch als Fremdsprache an der Universität Rostock studiert, danach habe ich angefangen zu arbeiten. Es war schwierig, eine Festanstellung als Lehrer zu finden. Deswegen habe ich mich freiberuflich angemeldet. Zuerst habe ich an einem Sprachinstitut Deutsch unterrichtet. Jetzt führe ich Lehr- und Beratungstätigkeiten aus. Ich berate diejenigen, die in Deutschland ein Unternehmen gründen möchten. Meine Kunden sind Migranten. Ich bin unter anderem als Übersetzerin bei Gericht tätig. Ich bin jedoch keine beeidigte Übersetzerin. Vor ein paar Jahren habe ich angefangen ehrenamtlich bei der Zeitung «Росток по-русски» („Das russische Rostock“) zu arbeiten. Ich bin Vorsitzende der Gemeinde «R-D-R e.V.», die diese Zeitung herausgibt. Zurzeit führen wir viele interessante Jugendprojekte durch: Journalismusschule für Jugendliche, Schulkalender, Fahrt zum Kongress nach Berlin, Teilnahme an unterschiedlichen Wettbewerben. Das ist eine kurze Vorstellung meiner Tätigkeit.

Inna, warum haben Sie beschlossen, sich freiberuflich anzumelden?

An sich hatte ich die Idee gar nicht. Es hat sich einfach so ergeben. Am Institut, von dem ich ein Angebot erhalten habe, konnte man nur auf Honorarbasis arbeiten. Wenn man auf Honorarbasis arbeiten möchte, muss man sich freiberuflich anmelden. So habe ich mich als Übersetzerin/Dolmetscherin und Lehrerin freiberuflich angemeldet, da ich mich schon lange mit dem Übersetzen und Dolmetschen beschäftigt habe. Ich habe angefangen Deutsch zu unterrichten. Dann habe ich einige Angebote von unterschiedlichen Instituten bekommen. Was meine Beratungstätigkeit im Bezug auf die neu einsteigenden UnternehmerInnen angeht, hat es damit angefangen, dass mein Ehemann sein Unternehmen anmelden wollte. Als EU-Bürger ist er eigentlich kein Migrant. Für EU-Bürger  gelten andere Regelungen. Ich habe angefangen, mich damit auseinanderzusetzen, bürokratische Fragen zu klären, mich darüber zu erkundigen, zu lesen etc. D.h. ich habe mich mit diesem Prozess voll beschäftigt und kannte mich zum Schluss sehr gut aus. Danach hat mir ein Sprachinstitut angeboten, Deutsch als Fremdsprache zu unterrichten. Da habe ich über sein Projekt «Existenzgründerberatung» erfahren. Zuerst habe ich russischsprachige Besucher des Instituts sprachlich unterstützt, da sie meistens Verständnisschwierigkeiten hatten. Danach hat man mich gefragt, ob ich Seminare zur Existenzgründung selbst organisieren möchte. So ist es dazu gekommen, dass ich mich jetzt mit diesen Fragen beschäftige. Ich habe alles durch Praxis gelernt. Jetzt habe ich viele Kunden. Beispielsweise haben mit mir die meisten, die eine Werbung in der Rostocker russischen Zeitung haben, von Anfang an bis zur Gründung ihrer Unternehmen gearbeitet.

An welchen Instituten haben Sie gearbeitet?

Zuerst habe ich im „Internationalen Bund“ und danach an der „Deutschen Akademie“ gearbeitet. Seit 2005 arbeite ich an der Deutschen Angestellten-Akademie. Momentan habe ich zwei Stellen: Deutsche Angestellten-Аkademie und IDB «Institut für Datenverarbeitung und Betriebswirtschaft». Die beiden Stellen sind auf Honorarbasis.

Ist die Anmeldung als Freiberufler ein schwieriger Prozess in Deutschland? Wie ist es bei Ihnen gelaufen? Hat man Ihnen geholfen? An welche Instanzen haben Sie sich gewandt?

Hier gibt es keine großen Schwierigkeiten. Man geht zum Finanzamt, druckt ein Formular aus, füllt es aus und schickt es ab. Das war es – jetzt kannst du deine Tätigkeit ausführen. Mehr brauchst du nicht. Nur wenn man eine Tätigkeit ausführt, für die man eine Erlaubnis braucht, muss man zuerst diese Erlaubnis bekommen. Alles ist ganz einfach.

Inna, welchen Ratschlag würden Sie als Expertin neu einsteigenden UnternehmerInnen geben?

Haben Sie keine Angst zu probieren. Ich richte mich dabei in erster Linie an diejenigen, die über kein Startkapital verfügen. Es gibt doch Berufe, die nur wenige Investitionen verlangen, beispielsweise Kosmetikerin oder mobiler Friseur. Man kann erstmal damit anfangen, oder?

Ein Projekt des Deutsch-Russischen Austausch e.V. im Rahmen des Bundeprogramms "XENOS - Integration und Vielfalt". Deutsch-Russischer Austausch e.V.