Geschichten aus dem LebenZwischen zwei Kulturen |
Mobil leben und arbeiten
Kristina Beliaeva, gebürtige Sankt-Petersburgerin, hat in Deutschland eine Ausbildung als Kosmetikerin abgeschlossen, sich selbständig gemacht und plant einen eigenen Schönheitssalon in Potsdam zu eröffnen.
Kristina, erzählen Sie uns ein bisschen über sich: Woher kommen Sie, was haben Sie beruflich in Ihrer Heimat gemacht und warum haben Sie beschlossen, nach Deutschland umzusiedeln? Ich bin in Russland geboren, in Sankt-Petersburg. 1996 bin ich mit der ganzen Familie hierher gekommen – mit meinem Mann und unserem kleinen Kind. Ich war damals 21. In Russland habe ich ein Handelstechnikum abgeschlossen und in Deutschland habe ich eine Ausbildung zur Kosmetikerin gemacht. Ja, wir sind im Rahmen der jüdischen Zuwanderung direkt nach Potsdam gekommen. Ich habe eine Weile Sprachkurse besucht. Danach habe ich mit der Ausbildung zur Kosmetikerin angefangen und diese abgeschlossen. Später habe ich erfahren, dass es hier eine gute Möglichkeit gibt, ein Unternehmen zu gründen. Ich habe versucht, mich selbständig zu machen, wobei ich keinen Salon aufgemacht habe. Ich bin eine mobile Kosmetikerin und komme zu meinen Kunden nach Hause. Ich habe den Führerschein gemacht und ein Auto gekauft, das war es. Alles ist sehr schnell gelaufen, ehe ich mich versah. Seit September 2007. Vor kurzem habe ich noch mit der Ausbildung zur Kinderärztin angefangen. Ich habe freitags und samstags Unterricht. Das heißt, die ganze Woche durch arbeite ich und am Freitag und Samstag fahre ich zum Studium nach Berlin. In der Zukunft möchte ich mit Krankenkassen arbeiten, damit sie zu mir Patienten überweisen, zum Beispiel Diabetiker, denen medizinische Maniküre und Fußpflege verschrieben worden sind. Kinderheilkunde ist heutzutage sehr gefragt. Ich werde einen Salon aufmachen, wenn ich anfange, auf diesem Gebiet zu arbeiten. Drei Jahre. Meinen Stammkunden biete ich Gesichtspflege, Masken, Massage, Augenbrauenkorrektur, Augenwimpernfärben, sowie Rückenmassage, Fußpflege und Maniküre an. Darüber hinaus fahre ich in die Altersheime und mache da Maniküre und Pediküre. Meine Kunden sind ausschließlich Deutsche, abgesehen von ein paar russischen Freundinnen von mir. Das sind vor allem Frauen ab 40. Mit Männern arbeite ich selten, sie lassen sich in der Regel nur Fußpflege machen. Zuerst habe ich gedacht, dass es sehr schwierig wird. Danach habe ich mich an Julia Lexow vom Lotsendienst gewandt. Sie hat mich gut beraten. Sie hat mir bei der Erstellung des Businessplans geholfen, weil ich in diesem Bereich keine Erfahrung hatte. Die Anmeldung selbst dauert fünf Minuten. Wie zahlt man Steuern, wie meldet man sich beim Finanzamt an – diese Fragen hätte ich allein nicht hinbekommen. Kunden hatte ich bereits, weil ich davor in einem Kosmetiksalon gearbeitet habe. Die Besitzerin wollte den auflösen und zu einer mobilen Kosmetikerin werden. Sie war bereit, mir die Hälfte der Kunden zu vermitteln. Mit den Kunden hatte ich also kein Problem. Alles hängt von jeder einzelnen Person ab und davon, wie man eingestellt ist und wie man die Integration selbst sieht. Viele kommen hierher und haben gar nicht vor, hier zu arbeiten. Es ist ja bekannt, dass das Sozialsystem in Deutschland gut entwickelt ist. Ich finde, dass man hier ohne gute Sprachkenntnisse gar nicht auskommen kann. Wenn man sich integrieren möchte, muss man zuerst die Sprache lernen. Allein wenn man zum Arzt geht, muss man schon etwas Deutsch können, um einen verstehen und sich ausdrücken zu können. Wir hatten gewisse sprachliche Schwierigkeiten. Es hat uns am Kontakt mit Muttersprachlern gefehlt. Sprachkurse bringen nicht viel. Jetzt kann ich sprechen, das reicht aber nicht. Mit Kunden kommuniziere ich ohne Probleme. Was aber die Lehrveranstaltungen in Berlin angeht, dann muss ich ab und zu nachfragen. Ja. Seit sie klein ist verbiete ich es ihr, zu Hause Deutsch zu sprechen, weil sie außerhalb der Familie sowieso nur Deutsch redet. Es wäre wirklich dumm, ihr eine Sprache wegzunehmen. Nein, leider nicht. Hier arbeiten alle nur für sich allein. Jeder kommt zurecht, wie er kann. Es wäre toll, wenn es einen Unternehmerverband gäbe, wo man sich einen Ratschlag holen und Erfahrungen tauschen könnte. Wir haben einander ja viel zu erzählen. |
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