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Geschichten aus dem LebenZwischen zwei Kulturen

Nur keine Monotonie

 

 

Mikhail Vachtchenko – wie man die Leitung einer gemeinnützigen Organisation mit einer unternehmerischen Tätigkeit vereinbaren kann.

 

Mikhail, wo haben Sie früher gewohnt und womit haben Sie sich in Ihrer Heimat beschäftigt?

Ich wohne in Deutschland seit 1997. Zuerst haben wir in Chemnitz gewohnt. Wir sind aus Sankt-Petersburg gekommen. Ursprünglich komme ich aus Riga. In Riga habe ich eine Fachschulausbildung als EDV-Operator und Programmierer absolviert. In Leipzig habe ich ein Diplom als Systemadministrator erworben. Im Prinzip habe ich immer in meinem Beruf gearbeitet. Vor sechs Jahren, also im Jahr 2005, habe ich eine internationale Organisation gegründet: «Integrationsverein Leipzig – Brücke der Kulturen». In erster Linie sind wir für die Herausgabe der Zeitschrift „MОСТ – Brücke“ bekannt. Vor drei Jahren habe ich das Unternehmen „MV-Media“ gegründet, das Dienstleistungen in den Bereichen Computer, Werbung, Design und Druck anbietet. Wir haben ein sehr breites Spektrum, was ich wirklich gut finde. Ich bin ein vielseitiger Mensch, und was ich im Leben am wenigsten mag, ist Monotonie. Als Designer und im LBK e.V. muss ich mir immer etwas Neues einfallen lassen und kreativ sein.

Haben Sie in Riga in Ihrem Beruf gearbeitet?

Nach der Fachschulausbildung habe ich nur kurz gearbeitet. Danach habe ich geheiratet und wir sind nach Sankt-Petersburg umgezogen. Dort habe ich als Werklehrer an einer Schule gearbeitet, was mit dem Design einigermaßen verbunden war. Später sind wir hierher gezogen. Hier wohnt meine ganze Familie – meine Mutter und meine Schwester wohnen in Hannover, ich mit meiner Familie – in Leipzig.

Auf welche Schwierigkeiten, z.B. Bürokratie,  sind Sie gestoßen, als Sie Ihre Firma gegründet haben?

Deutschland ist ein tolles Land. Wenn man den Willen hat, kann man hier alles erreichen. Hier gibt es keine Mafia, keine Hürden. Wenn du ein Unternehmen gründen möchtest, solltest du 25 Euro bezahlen und schon am selben Tag hast du dein eigenes Unternehmen. Was die Gründung einer gemeinnützigen Organisation angeht, da gibt es hier einige Nuancen.

Wie viele Personen sind in Ihrem Unternehmen angestellt?

Das ändert sich. Im Moment sind das ungefähr 10 Mitarbeiter. In der Regel – 14-20 Menschen.

Kommen Ihre Mitarbeiter aus Russland?

Im Moment haben wir mehr Ukrainer. 85% kommen aus den ehemaligen Sowjetrepubliken, der Rest sind Einheimische.

Fühlen Sie sich hier wohl?

Natürlich. Ich spreche fließend Deutsch und schäme mich nicht für meine Herkunft. Diese Barriere habe ich schon überwunden.

Hatten Sie so eine Barriere gehabt?

Ja, am Anfang war es schwer. Deine Sprachkenntnisse sind unzureichend, und deswegen fühlst du dich unsicher. Das Gefühl der Unsicherheit macht einem das Leben in einem fremden Land schwer.

Waren Sie mit vielen Deutschen befreundet?

Ich pflege Kontakt zu Vertretern verschiedener Völker: Russen, Deutschen sowie Vertretern anderer Nationen. Einheimische engagieren sich auch sehr aktiv für unsere Organisation. Ca. 25% aller Beiträge unserer Zeitschrift sind in deutscher Sprache verfasst. Das ist ein großer Vorteil.

Das ist ja auch der Kulturaustausch.

Ja, das stimmt. Solche Organisationen gibt es nicht viele, soweit ich weiß. Normalerweise sucht man Kontakt innerhalb einer Gruppe, d.h. Russen interessieren sich für russische Organisationen und Deutsche wenden sich selten an Organisationen, die von Migranten gegründet worden sind.

Mikhail, was würden Sie neu einsteigenden Unternehmern aus Russland und anderen ehemaligen Sowjetrepubliken oder denjenigen, die eine gemeinnützige Organisation gründen möchten, raten?

Der beste Ratschlag ist, nicht zu Hause herumzusitzen, sondern immer etwas zu tun. Dafür sind wir geboren. Ich habe ein sehr negatives Verhältnis zu den Migranten, die hierher gekommen sind und denken, dass Deutschland für sie etwas tun muss. In solchen Fällen sage ich immer: wenn es dir hier nicht gefällt, besteht immer die Möglichkeit, die Sachen zu packen und nach Hause zurück zu fahren. Russland und einige andere Länder haben entsprechende Projekte (z.B. „Der Weg nach Hause“) schon ins Leben gerufen. Die Möglichkeit kann immer in Anspruch genommen werden. Das Schlimmste ist, dass solche Menschen, die nichts tun, zu Hause sitzen und Bier trinken, ihren Kindern ein schlechtes Beispiel sind. Das ist verderblich für die junge Generation. Daher ist mein Tipp – arbeiten, erreichen, wagen, auf keinen Fall passiv sein. In Deutschland gibt es viele Möglichkeiten, sich irgendwie zu betätigen, es gibt eine Vielzahl von ehrenamtlichen Organisationen, die einem gerne helfen werden. Hindernisse gibt es keine. Natürlich gib es gewisse Schwierigkeiten – wo gibt es die nicht?

Welche Schwierigkeiten, zum Beispiel?

Beispielsweise, im Beruf zu arbeiten – eine gewünschte interessante Arbeit zu finden. In solchen Fällen gibt es immer eine Alternative sich selbstständig zu machen. Warum nicht? Wie ich es schon gesagt habe, kann man hier im Laufe von fünf Minuten eine Firma gründen. Der Staat wird einem helfen, man soll nur ernsthaft an die Sache rangehen.

Sie zählen zu einem der Initiatoren von dem Deutsch-Russischen Unternehmerverband, der vor kurzem in Leipzig gegründet wurde. Erzählen Sie uns ein bisschen über diese Idee.

Ich wollte herausfinden, ob die Unternehmer den Wunsch haben, sich zusammenzufinden. Es sind viele Menschen gekommen und haben gesagt: wir kennen uns nicht, aber wir würden gerne etwas zusammen unternehmen und erreichen. Daher finde ich, dass der Versuch gelungen ist.

Was sind die Hauptziele und Aufgaben dieses Verbandes?

Die Antwort ist ganz einfach: «Partner finden und Kunden erreichen». Das ist unser Hauptmotto. Das heißt, man sucht sowohl Kunden als auch Partner. Wenn man mit beiden Seiten Vereinbarungen geschlossen hat, kann der Unternehmer schneller seine Ziele erreichen.

Ein Projekt des Deutsch-Russischen Austausch e.V. im Rahmen des Bundeprogramms "XENOS - Integration und Vielfalt". Deutsch-Russischer Austausch e.V.