Geschichten aus dem LebenZwischen zwei Kulturen |
Engagiert für Schönheit und angenehme Unterhaltung
Natalia Beyer kommt aus Kiew und hat vor 10 Jahren ihren Schönheitssalon in Rostock eröffnet. Über Errungenschaften, Erfolge und Pläne für die Zukunft.
Frau Beyer, wie lange sind Sie schon in Deutschland? Ich lebe in Deutschland seit 1989. Ich bin noch vor der Wiedervereinigung hierher gekommen, weil ich in Kiew einen DDR-Bürger geheiratet habe. Zu Sowjetzeiten haben viele Studenten aus der DDR an unseren Hochschulen studiert. In der Ukraine habe ich ein Studium an der Staatsuniversität für Kultur und Kunst Kiew, an der Fakultät für Buch- und Bibliothekwesen abgeschlossen. Ich habe an der Jugendbibliothek Kiew und danach am G.S.Kostjuk-Institut für Psychologie gearbeitet. Das war der Traum meiner Jugend. Und hier hat sich so eine gute Chance geboten. Es war sehr schwer für mich, eine Stelle als Bibliothekarin zu finden. Im Endeffekt hat alles hervorragend geklappt und ich mache meine Arbeit immer noch voller Begeisterung. Die Arbeit als Kosmetologin ist nicht nur eine berufliche Tätigkeit, sondern sie bietet eine Möglichkeit, neue Menschen kennen zu lernen und mit ihnen längere Gespräche zu führen. Menschen kommen nicht nur hierher, um sich kosmetisch behandel zu lassen, sondern auch um sich ein bisschen zu erholen. Ganz viele kommen, um sich zu unterhalten. Deswegen liebe ich meine Arbeit. Ja, am Anfang war es wirklich schwer. Das ist schon der zweite Salon, den ich eröffnet habe. Der erste befand sich im Süden von Rostock. Danach musste ich meine Tätigkeit unterbrechen. So habe ich den Unterschied zwischen den beiden Versuchen gesehen. Der zweite Versuch war nicht mehr so schwer: ich wusste schon, an wen ich mich wenden muss, wie alles funktioniert, welche Beratungsunternehmen es gibt. Das erste Mal hatte ich Angst, weil ich nicht wusste, was mich erwartet. Es mangelte mir an Informationen, ich musste aus Fehlern lernen. Die Tatsache, dass ich Russin bin, hat mich bei meinen Tätigkeiten nicht gehindert, weil ich deutsche FreundInnen hatte. Da mein Mann Deutscher ist, war ich automatisch von Deutschen umgeben. Als ich den Salon eröffnet habe, hatte ich keine Sprachprobleme. Es gab keine Kommunikationsprobleme. Und was die organisatorischen Fragen angeht – Steuern, Kredite, die deutsche Gesetzgebung – das musste man wissen. Das zweite Mal war ich gut vorbereitet, das erste Mal – nicht. Ich kann es mit nichts mehr vergleichen. Wenn ich mich in Kiew selbstständig machen würde, wäre es nicht einfach, denke ich. Ich weiß aber nicht, wie es da funktioniert. Aber in Deutschland ist es auch nicht so einfach, notwendige Informationen zu bekommen. Beispielsweise gibt es hier ganz viele Kosmetologen und wir alle bieten verschiedene Waren und Qualität an. Es wäre gut, wenn man uns über die aktuelle Lage auf dem Markt hinsichtlich der Defizite und Überschüsse informieren würde. So hätte man mehr Chancen und das wäre auch für die Kunden von Vorteil. Aus meiner Sicht sind solche Informationen erforderlich. Ich habe es schon früher gelernt. In der Schule und am Institut habe ich Englisch gelernt. Als ich verstanden habe, dass die „Gefahr“ besteht, einen Deutschen zu heiraten, habe ich angefangen, Deutsch zu lernen. Ich habe einen Kurs belegt, der ehrlich gesagt nichts gebracht hat. Ich konnte lesen, schreiben aber sehr schlecht sprechen. Weil es nicht ausreichend ist, nur zweimal pro Woche im Kurs Deutsch zu sprechen. In Deutschland habe ich selbst an meinen Deutschkenntnissen gearbeitet. Nach drei Jahren habe ich schon Bücher auf Deutsch gelesen und es spielte für mich keine Rolle, in welcher Sprache ich lese. Diejenigen, die noch zu DDR-Zeiten eingewandert sind, hatten es vielleicht viel leichter als diejenigen, die nach der Vereinigung eingereist sind. Als „Aussiedlerin“ habe ich mich nicht gefühlt. Es war am Anfang schwierig mit der Sprache, weil ich vieles nicht verstehen konnte und Angst hatte, nicht verstanden zu werden. Danach musste ich sprechen, weil ich nicht mehr schweigen konnte. Ich war in einem neuen Lebensraum, in einem neuen Gesprächskreis. Natürlich hängt vieles vom Alter ab. Mit 20-25 Jahren denkt man nicht darüber nach, ob es schwierig oder einfach ist, man tut es einfach. Und wenn man erwachsen wird, fängt man an, nachzudenken: schaffe ich das oder nicht? Die Energie- und Kräfteverteilung ist viel bewusster. In diesem Salon arbeite ich schon seit drei Jahren. Die Konkurrenz ist hier stark. In Rostock gibt es fast in jeder Straße einen kosmetischen Salon. Wenn ich all diese Faktoren berücksichtige, bin ich zufrieden. Ich habe viele Stammkunden. Gesichts- und Körperpflege, reflektorische Fussmassage, Tibetische Massage mit Klangschalen. Ich beschäftige mich auch mit dekorativer Kosmetik und führe Maniküren durch. Man muss an sich glauben und weniger Angst vor einem fremden Land haben. Man hat dieses Land als seine zweite Heimat, sein zweites Zuhause gewählt, deswegen muss man sich hier entsprechend einleben. Wenn man ein Ziel gesetzt hat, muss man es bewusst und allmählich erreichen. |
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