Geschichten aus dem LebenZwischen zwei Kulturen |
Anfangen, riskieren, handeln!
Oleg Kapitonow-Ludwig berät seit 2002 kleine und mittlere Unternehmen in juristischen Fragen. Außerdem engagiert er sich als Vorstandsvorsitzender des Leipziger Interessenverbandes deutsch- und russischsprachiger Unternehmer. „Weniger planen und mehr handeln!“ – so ist sein Rat an diejenigen, die eigenes Unternehmen gründen wollen. Oleg, erzählen Sie uns bitte etwas über die Zeit bevor Sie nach Deutschland gekommen sind. Wo sind Sie geboren? Ich bin in Kaluga, in der Russischen Föderation geboren. Ich habe ein Studium an der Moskauer Staatlichen Technischen Universität „N.E. Bauman“ an der Fakultät für Gerätebau abgeschlossen. Nach meinem Abschluss im Jahr 1993 bin ich nach Leipzig gekommen, wo ich zuerst ein Sprachkolleg besucht und danach mit dem Jurastudium an der Leipziger Universität angefangen habe. Nach vier Jahren bin ich mit dem Studium fertig geworden und habe die beiden Staatsexamen abgelegt. Im Jahr 2002 wurde ich als Rechtsanwalt zugelassen. Seitdem bin ich als Rechtsanwalt tätig. Ich bin Mitglied der Sächsischen Rechtsanwaltskammer. Zu meinem Haupttätigkeitsfeld zählt die Beratung von Unternehmern von der Existenzgründung bis zur Geschäftsauflösung. Das ist ein bekanntes Fachgebiet. Ich nenne mich „Anwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht“. Meine Kunden leiten hauptsächlich kleine und mittlere Unternehmen. Die meisten Kunden sind Gründer oder Geschäftsführer. Sind Ihre Kunden überwiegend russischsprachig? Die Unternehmen haben in der Regel eine deutsche Rechtsform. Ihre Gründer oder Geschäftsführer sind jedoch russischsprachig. Wie viele Personen sind in Ihrer Kanzlei angestellt? Insgesamt arbeiten im Büro unserer Kanzlei HKL 28 Menschen. Meine Firma hat außer mir noch eine Angestellte, die zwei Sprachen – Russisch und Deutsch – beherrscht. Sie ist als Spätaussiedlerin nach Deutschland gekommen. Oleg, als Sie nach Deutschland gekommen sind und angefangen haben, hier zu arbeiten, auf welche Schwierigkeiten bzw. Hürden (berufliche, private, sprachliche etc.) sind Sie gestoßen, wenn es überhaupt welche gab? Ich würde nicht sagen, dass ich auf Hindernisse gestoßen bin. Es gab keine Hindernisse, aber auch keine Unterstützung seitens des Staates. Mein Studium und mein Start ins Berufsleben habe ich selber bezahlt bzw. meine Familie. Sie sagen, dass Sie vom Staat keine Hilfe erhalten haben. Viele Unternehmer erzählen aber, dass Deutschland ein Paradies für Existenzgründer ist. Das weiß ich nicht. Ich wurde während meines Studiums und zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn vom Staat nicht gefördert. Konnten Sie Deutsch, als Sie nach Deutschland eingereist sind? Deutsch habe ich in der Schule und an der Universität nach einem standardmäßigen Lernprogramm gelernt. Das heißt, dass ich Deutsch schlecht oder besser gesagt nicht ausreichend beherrschte, um in Deutschland ein Studium aufzunehmen. Aus diesem Grund musste ich zuerst ein halbes Jahr ein Sprachkolleg besuchen. Fühlen Sie sich hier wohl? Ja, klar, sonst würde ich woanders wohnen und arbeiten. Was denken Sie, ist es hier einfacher als in Russland selbständig zu sein? Natürlich schwieriger. Auf jeden Fall im Vergleich mit dem Russland der 90er Jahre, wie ich es verlassen habe. Damals brauchte man für eine Existenzgründung keine Planung. In jedem Bereich konnte man mit jedem beliebigen Startkapital guten Erfolg haben. In Deutschland ist die Situation ganz anders, anscheinend genauso wie im heutigen Russland, wo in der letzten Zeit wesentliche Veränderungen stattgefunden haben. Es ist viel schwieriger sich auf einem etablierten als auf einem neuen Markt hinaufzuarbeiten. Hier sind neue Ideen, mehr Energie und eine sorgfältige Organisation erforderlich. Aber all dies ist möglich. Es gibt keine unüberwindbaren Hindernisse. Man muss Ausdauer haben und früher oder später wird man seine gewünschten Ziele erreichen. Welchen Rat würden Sie denjenigen geben, die nach Deutschland gekommen sind, um hier ein Unternehmen zu gründen? Fangen Sie an und haben Sie keine Angst, ein Risiko einzugehen! Planen Sie weniger und denken Sie nicht so viel nach, handeln Sie mehr! Oleg, erzählen Sie uns bitte über Ihre zukünftigen Pläne, Ideen und Projekte. Was meine beruflichen Pläne angeht, so will ich die Tätigkeit meines Berliner Büros ausbauen. Ich werde bald den Titel „Fachanwalt“ erhalten. Es bleibt nur der formale Teil übrig: es müssen nur Unterlagen eingereicht werden. Alles andere ist schon erledigt: die Prüfungen sind abgelegt, die Zahl von gelösten Fällen, die man benötigt, um den Titel eines Fachanwalts für das Handels- und Gesellschaftsrecht zu erhalten, habe ich. Das sind demnächst meine Berufspläne. Darüber hinaus wurde vor kurzem in Leipzig der Interessenverband deutsch- und russischsprachiger Unternehmer gegründet, wo ich zum Vorsitzenden gewählt wurde. Hier erwartet mich in den nächsten drei Jahren viel Arbeit.
Die Hauptziele, die ich sehe, können in den nächsten drei Jahren erreicht werden. Die geplanten Treffen sollen den Unternehmern die Chance bieten, sich kennen zu lernen. Das Klein- und Mittelunternehmertum existiert schon unter den russischsprachigen Unternehmern und sie verfügen über ausreichende Mittel, um an diesen Treffen teilnehmen zu können. Das Ziel dieser Treffen besteht darin, Unternehmer miteinander bekannt zu machen und neue Kontakte aufzubauen, da es diese niemals genug geben kann. Beispielsweise habe ich vor kurzem war ich auf einem Empfang in der weißrussischen Botschaft teilgenommen. Neben mir hat der ehemalige Ministerpräsident des Bundeslandes Brandenburg Manfred Stolpe gesessen. Wir haben miteinander ein interessantes Gespräch geführt. Herr Stolpe ist Mitglied der Organisation des Petersburger Dialogs und hat uns vorgeschlagen, am Petersburger Dialog teilzunehmen. Alle Details werden wir schriftlich vereinbaren. Des Weiteren hat bei diesem Empfang ein Gespräch mit dem Wirtschaftsattache der Republik Belarus, mit dem ersten Sekretär der ukrainischen Botschaft und mit dem Vertreter der kasachischen Botschaft stattgefunden. Der persönliche Kontakt wurde aufgebaut. Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir im Weiteren den Kontakt aufrechterhalten und gemeinsame Projekte planen werden, soweit das möglich ist. Oleg, wir wünschen Ihnen viel Glück in Ihrem Berufsleben und viel Erfolg dem Interessenverband deutsch- und russischsprachiger Unternehmer!
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