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Geschichten aus dem LebenZwischen zwei Kulturen

Pädagogik ist meine Berufung

Olga Dublevskaya ist Lehrerin aus Berufung. Sie leitet das Institut für Aus- und Weiterbildung – die "3f-Bildungsakademie
– fit for future" in Leipzig. Ihr Motto ist: "Das Wesentliche ist ständige Entwicklung".

Frau Dublevskaya, erzählen Sie uns bitte, wie lange leben Sie schon in Deutschland und womit haben Sie sich vor der Ausreise beschäftigt?

Iсh komme aus Barnaul. Vor der Ausreise nach Deutschland habe ich studiert. In Barnaul habe ich die Staatliche Technische Universität Altai und danach das Institut für Pädagogik abgeschlossen.
Ich hatte viele Ideen hinsichtlich der Laufbahn, die ich einschlagen könnte und dessen, was mir behagt. Meine erste Ausbildung habe ich im Bereich Management, nämlich Wirtschaft und Unternehmensleitung, erhalten. Aus unterschiedlichen Gründen habe ich für mich selbst beschlossen, dass Management, Psychologie und Pädagogik sehr gut zusammenpassen. Auf die Wahl der zweiten Ausbildung hat unter anderem meine Mutter einen Einfluss gehabt: sie ist Pädagogin und hat ihr ganzes Leben lang als Physik- und Mathematiklehrerin gearbeitet. So habe ich beschlossen, ein Studium am Institut für Pädagogik aufzunehmen. Nach dem Abschluss des Instituts habe ich promoviert. Ich habe mit begabten Kindern gearbeitet und an vielen Projekten zur Feststellung von Hochbegabung bei Kindern teilgenommen. Ich habe mich an vielen Konferenzen und Symposien zu diesem Thema beteiligt. Kurz gesagt wollte ich mein Leben mit meiner zweiten Ausbildung – Pädagogik - verbinden. Nach der Einreise nach Deutschland, das war vor 10 Jahren, habe ich eine Babypause gemacht.
Danach musste ich aber an meinen Werdegang hier und meine Sprachkenntnisse denken. Zuerst habe ich freiwillig mit unseren jugendlichen Aussiedlern, also mit 17-18jährigen Jugendlichen, gearbeitet. Wir haben Deutsch, Computergraphik und vieles andere gelernt. Ich habe sie Deutsch gelehrt und es gleichzeitig selber gelernt. Mit anderen Worten habe ich in Deutschland meine pädagogische Tätigkeit fortgesetzt. Eine große Rolle hat dabei mein Mann Robert gespielt, der sein ganzes Leben lang im pädagogischen Bereich tätig war und eine reiche professionelle Erfahrung gesammelt hat. Ich habe von ihm vieles gelernt.
Wir sind in zwei Richtungen gegangen. Zum Einen haben wir ein Lernzentrum zum Erlernen der Ersten Hilfe ins Leben gerufen. Das ist eine staatlich anerkannte Einrichtung - "Erste Hilfe Trainingscenter Leipzig". Des Weiteren haben wir die 3f-Akademie "fit for future" gegründet – ein Zentrum für professionelle Ausbildung und Weiterbildung im Bereich von Management, Finanzen und Psychologie.
Ich würde gerne noch etwas über die 3F-Akademie erzählen, da sie zu meiner eigentlichen Haupttätigkeit zählt. Wie bieten Seminare und Kurse zur Weiterbildung in Psychologie, internationalen Wirtschaftsbeziehungen, internationaler Buchhaltung, personellem und sozialem Management. Darüber hinaus arbeiten wir mit jungen Leuten und Kindern und führen Projekte durch, die auf die Entwicklung von bestimmten Fähigkeiten abzielen. Vor kurzem ist eine neue Richtung entstanden – die deutsch-russische Vorschule, wo wir mit Kindern im Vorschulalter arbeiten. Es gibt Kinder, denen noch Russisch beigebracht werden muss, andere brauchen einen vertiefenden Deutschunterricht. Es gibt auch Kinder, die sich für Zeichnen und Musik interessieren. Wir arbeiten in kleinen Gruppen mit jeweils 5 Personen, manchmal erteilen wir auf Bitte von Eltern Privatunterricht. Die Hauptaufgabe unserer Vorschule besteht darin, die allgemeinen Denk- und Lernfähigkeiten, Sprachentwicklung, Lese- und Schreibfertigkeiten zu fördern. Die Veranstaltungen werden immer samstags ab 10.00 durchgeführt.

Wird Ihre Schule sowohl von russischen als auch von deutschen Kindern besucht?

Ja, die Schule ist bilingual. Es kommen Kinder aus russischen und gemischten Familien. Darüber hinaus treffen wir uns oft mit unseren russischen Unternehmern. Einmal pro Woche besprechen wir allgemeine Probleme des Unternehmertums sowie Finanzfragen und Management, tauschen unsere Erfahrungen aus. Wir treffen uns in einem gemütlichen Kreis, wo wir alles haben, was man für ein Gespräch braucht: vom Bier bis zum Beamer.

Frau Dublevskaja, welche Schwierigkeiten mussten Sie in der ersten Zeit nach der Einreise nach Deutschland überwinden?

In erster Linie waren das natürlich Sprachbarrieren. Es fiel mir viel leichter, mich auf Englisch zu unterhalten. Da aber nicht alle Englisch konnten, musste ich Deutsch lernen, um mich hier wohl zu fühlen. Darüber hinaus musste ich meine neue Rolle hier verstehen und mich selbst fragen: was bin ich in meinem neuen Leben und wie kann ich mich entfalten? Diese Fragen habe ich beantworten können und bin mit meinem Platz im Leben sehr zufrieden.

Haben Sie größtenteils einen deutschen oder einen russischen Freundeskreis?

Das ist sehr unterschiedlich. Ich habe Bekannte und Freunde, die russischsprachig sind und die aus gemischten Familien kommen. Des Weiteren habe ich Kontakt zu deutschsprachigen Unternehmern. Außer Deutschen und Russen habe ich Bekannte aus Portugal, England, Ukraine und anderen Ländern. Wie haben einen breiten Freundeskreis.

Frau Dublevskaja, hier noch unsere letzte Frage – welche Tipps würden Sie russischsprachigen Unternehmern geben, die nach Deutschland gekommen sind um sich hier selbständig zu machen?

Zuerst muss man sich selbst fragen: was kann ich am besten tun und wo kann ich meine Fähigkeiten nutzen? Man muss einmal die Entscheidung treffen und dabei daran denken, dass man sich seinem Geschäft 48 Stunden am Tag widmen soll. Man muss seine Zeit sehr genau planen, damit sie für alle Grundaufgaben reicht. Man muss für Probleme bereit sein. Man muss klare Entscheidungen treffen. Man muss "Nein" oder "Ja" und seltener "Vielleicht" sagen können. Man muss für sein Traum brennen. Jeder Gedanke ist materialistisch. Unseren Unternehmern würde ich raten zu wagen, sich weiter zu entwickeln und in die Zukunft zu schauen!

Vielen Dank!

Ein Projekt des Deutsch-Russischen Austausch e.V. im Rahmen des Bundeprogramms "XENOS - Integration und Vielfalt". Deutsch-Russischer Austausch e.V.