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Geschichten aus dem LebenZwischen zwei Kulturen

Ein echter Familienbetrieb

 

Oxana Gokhvais kam 2003 nach Deutschland, und 2007 hatte sie schon einen eigenen Kfz-Zulassungsdienst eröffnet. Über die Entstehung und Entwicklung ihres Unternehmens.

 

Oxana, erzählen Sie uns bitte, aus welchem Land Sie nach Deutschland gekommen sind und was haben Sie in Ihrer Heimat beruflich gemacht?

2003 bin ich mit meiner ganzen Familie aus Almaty (Kasachstan) hierher gekommen. Bevor wir nach Deutschland gezogen sind, haben wir ein Lebensmittelgeschäft betrieben. Darüber hinaus hat sich mein Mann mit den Shop-Touren beschäftigt, die damals sehr populär waren. Das Unternehmertum ist für uns somit kein neues Berufsfeld. Das Problem bestand in der Sprachbarriere und in den für uns neuen Regelungen. Wenn man etwas tut, was man will und kann, wird alles klappen.
Als wir nach Deutschland gekommen sind, haben wir, so wie alle Migranten, jeden Job angenommen. Ich habe drei Jahre als Putzfrau in einer Schule gearbeitet. Danach habe ich ein Praktikum absolviert. Später hat man mir vorgeschlagen, mich mit der Abwicklung von Kfz-Zulassungen zu beschäftigen. Dafür braucht man aber eine eigene Firma. So haben wir ein Unternehmen eröffnet.

Welche Dienstleistungen bietet Ihre Firma an?

Zulassungsdienstleistungen für Autos – An- und Abmeldung, Ein- und Ausfuhr von Autos. Darüber hinaus verkaufen wir KfZ-Versicherungen.

Wie heißt Ihr Unternehmen?

«Auto R.O.S. Kfz-Zulassungsdienst». Für Deutschland ist das nichts Neues. Hier gibt es schon ähnliche Firmen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Die ersten zwei Jahre waren besonders schwer für uns. Ich hatte viel Amtsschimmel wegen meines Ausländerstatus‘. Mein Mann ist Spätaussiedler, ich nicht. Macht aber nichts. Wir alle mussten das durchmachen. Mein Mann hat zusammen mit mir gearbeitet. Danach hat sich uns unser Sohn angeschlossen. Er ist 24 Jahre alt. Somit haben wir jetzt eine GbR - Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Jeder von uns hat seine eigenen Aufgaben. Das ist viel einfacher und bequemer.

Arbeiten Sie zu dritt? Haben Sie keine Mitarbeiter mehr?

Nein, wir arbeiten zu dritt.

Oxana, Sie haben gesagt, dass es für Sie in den ersten zwei Jahren sehr schwer war. Auf welche Schwierigkeiten sind Sie gestoßen?

Unterschiedliche Schwierigkeiten. Für die Anfertigung von Unterlagen haben wir lange gebraucht. Von vielen Aufträgen sind wir, ohne den Grund zu nennen, zurückgetreten. Ich bin durch viele Feuer gegangen. Es ging uns wahrscheinlich wie allen Migranten. Ich hoffe, dass diese schwere Zeit jetzt vorbei ist.

Sind Ihre Kunden Deutsche, Russen oder vielleicht andere Migranten?

Beides – sowohl Russen, als auch Deutsche. Am Anfang hatten wir nur einen deutschen Kunden. Danach hat er uns seine Freunde und Bekannte vermittelt. Das Gleiche betrifft andere Migranten. Wir hatten zuerst einen Türken. Danach hat er seinen Freunden von uns erzählt. Wir haben genug Arbeit, das Geschäft läuft gut. Das Unternehmen wird langsam größer. Jetzt wollen wir in Werbung investieren und unsere Homepage verbessern. Vielleicht denken einige, dass man in Werbung lieber kein Geld investieren soll. Ich bin anderer Meinung. Ich möchte, dass wir in Leipzig bekannter werden. Viele kennen uns schon. Jedoch haben wir wenig deutsche Kunden. Viele Deutsche geben wahnsinnig viel Geld für die Ausstellung von Nummernschildern aus, ohne zu wissen, dass man es viel günstiger machen kann. Sie müssen darüber informiert werden.

Oxana, warum haben Sie beschlossen, nach Deutschland zu ziehen? Sie hatten doch Ihr eigenes Geschäft in Kasachstan?

Ehrlich gesagt, war das meine Idee. Als ich meinen Mann geheiratet habe, wusste ich gar nicht, dass er deutsch ist. Er hatte einen russischen Nachnamen, den wir dann später gewechselt haben. Unser Sohn war stark verletzt, so dass eine Operation nötig war. Ich habe versucht, unsere Verwandten und meinen Mann zu überreden, nach Deutschland zu ziehen, damit wir unseren Sohn behandeln lassen können. Für meinen Mann war die erste Zeit hier sehr schwer. Da wir nicht nur zu dritt hierhergekommen sind, sondern auch meine Oma, Mutter und andere Verwandte mitgebracht haben, war er damit einverstanden, hier zu bleiben.

Bereuen Sie es nicht, dass Sie hier geblieben sind?

Ich nicht. Es ging uns wie allen Migranten, die erste Zeit war schwer für uns. Deutsche waren mir ganz fremd. Ich habe lange gebraucht, um mich an ihr gestelltes Lächeln zu gewöhnen. Langsam haben wir uns hier eingelebt, integriert und ich habe mein Verhältnis zu vielen Sachen verändert. Jetzt habe ich Freunde und Bekannte. Nein, ich bereue es nicht.

Ein Projekt des Deutsch-Russischen Austausch e.V. im Rahmen des Bundeprogramms "XENOS - Integration und Vielfalt". Deutsch-Russischer Austausch e.V.