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Geschichten aus dem LebenZwischen zwei Kulturen

Walzer, Tango oder lieber Hip-Hop?

 

Rafael Murtasin kommt aus Bischkek und vereint gleich mehrere künstlerische Berufe in sich. In Rostock hat er zusammen mit seiner Frau die Tanzschule „Magic Dance“ eröffnet.

 

Rafael, wie lange leben Sie schon in Deutschland?

Ich bin im Oktober 2000 aus Bischkek (Kirgisien) nach Deutschland gezogen. Zu Hause habe ich am Institut für Kunst Choreographie unterrichtet (ich war Oberlehrer) und ich war auch als Dirigent tätig. Als wir hierher gekommen sind, haben wir ein Jahr lang eine Ausbildung gemacht. Ich habe eine Ausbildung zum Animateur absolviert. Als Sozialtransferempfänger wurde ich als Kadett auf ein Schiff geschickt. Danach habe ich ein paar Monate Choreographie unterrichtet. Später habe ich beschlossen, mich selbstständig zu machen. So habe ich mit der Rennerei angefangen. Ich habe in verschiedenen Tanzschulen, Kulturzentren, Restaurants gearbeitet und jede Arbeit angenommen, nur um kein Sozialtransferempfänger mehr zu sein. So sind drei Jahre vergangen, bis ich und meine Frau beschlossen haben, eine Tanzschule zu gründen. Meine Frau ist auch Tänzerin. Unsere Schule haben wir „Magic Dance“ genannt.

Das heißt, Sie haben sich in ihrem Beruf selbstständig gemacht?

Nein, nicht ganz. In Bischkek war Choreographie eher mein Hobby. Dort habe ich Dirigieren als Hauptfach und Choreographie als Nebenfach studiert. Da es zu der Zeit keine Choreographen gab, hat man mir angeboten, am Institut für Künste Walzer zu unterrichten.
Hier hat sich mein Hobby in meine Haupttätigkeit umgewandelt. Wir bieten Tanzunterricht für alle Altersgruppen an: Erwachsene, Kinder und Rentner. Ich habe gar keine Freizeit. Der einzige Tag, wenn ich nicht in der Schule bin, ist Samstag. Aber samstags finden bei uns Turniere und Konzerte statt.

Wie lange gibt es Ihre Schule schon?

Seit vier Jahren. In den ersten sechs Monaten haben wir einen anderen Raum gemietet, weil dieser noch renoviert wurde. Später sind wir umgezogen.

Sind Sie damit zufrieden, wie sich Ihr Geschäft entwickelt?

Natürlich. Das, was wir jetzt haben und womit wir angefangen haben – sind wie Feuer und Wasser. Damals habe ich Tag und Nacht gearbeitet, meine Kinder habe ich gar nicht gesehen. Frei hatte ich nur im Winter. Zumindest habe ich jetzt Ferien und kann diese Zeit zu Hause mit meinen Kindern verbringen.

Rafael, sprechen Sie Deutsch fließend?

Am Anfang habe ich eine Ausbildung zum Animateur gemacht, um Deutsch zu lernen. Ein Sprachkurs ist noch nicht alles, da kann man kaum frei sprechen lernen. Jetzt spreche ich gut genug deutsch, um von meinen Schülern verstanden zu werden. Ich bin natürlich immer noch im Lernprozess.

An wen haben Sie sich gewandt, als sie sich selbstständig gemacht haben?

Als wir unsere Schule gegründet haben, hat mir eine Beraterin, meine Bekannte, bei der Erstellung des Konzeptes und des Businessplans geholfen, damit ich die Arbeitserlaubnis und eine finanzielle Unterstützung, also einen Existenzgründerkredit, vom Arbeitsamt erhalte. Den Businessplan habe ich jedoch nicht eingehalten.
Nach den Räumlichkeiten haben wir selbst gesucht.

Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus? Möchten Sie Ihre Schule vergrößern?

Wir würden gerne in einen größeren Raum umziehen. Der Platz reicht nicht mehr aus.

Welchen Tanzunterricht bieten Sie an?

Es wird ein breites Spektrum an Tänzen angeboten. Nur Bauchtanz wird nicht unterrichtet. Ansonsten alles Mögliche: Walzer, Latino, Hip-Hop, Tanz für ganz kleine Kinder. Abends kommen zu uns Erwachsene, um sich zu unterhalten und zu zeigen, was sie können. Gerade dafür reicht der Raum nicht.

Ein Projekt des Deutsch-Russischen Austausch e.V. im Rahmen des Bundeprogramms "XENOS - Integration und Vielfalt". Deutsch-Russischer Austausch e.V.