Geschichten aus dem LebenZwischen zwei Kulturen |
Goldene Hände
Sergej Bondar stammt aus Odessa. Er hat als einer der ersten russischsprachigen Unternehmer in Rostock seine Schuhreparaturwerkstatt und Schlüsseldienst eröffnet.
Sergej, erzählen Sie uns bitte, woher kommen Sie und was haben Sie in Ihrer Heimat gemacht? Ich komme ursprünglich aus Odessa, aus der Ukraine. Meine gesamte Jugend habe ich dem Sport gewidmet. Ich bin Sportmeisterkandidat im Fechten. Darüber hinaus habe ich eine Ausbildung zum Schuster abgeschlossen. Nach dem Abschluss habe ich an einer Berufsschule eine Ausbildung gemacht und parallel in einer Schuhfabrik in Odessa gearbeitet. Nach dem Abschluss der Berufsschule arbeitete ich da weiter. Danach habe ich meine eigene Schuhreparaturwerkstatt eröffnet. Das heißt, dass ich schon in meiner Heimat als Unternehmer tätig war. Ja, das darf ich machen. Vor kurzem habe ich jemanden ausgebildet, damit er mich bei Notwendigkeit ersetzen kann. Vor ihm war ich hier ganz allein. Er wurde mir vom Arbeitsamt zugewiesen, damit er hier ein Praktikum absolviert. In erster Linie Schuhreparatur – Erneuerung von Schuhsohlen, Ersatz von Stiftflecken, Ausweitung von Schuhen. Darüber hinaus fertige ich Schlüssel an, baue Schlösser in Eingangs- und Innentüren ein, graviere Ringe, Besteck und andere Gegenstände. Darüber hinaus verkaufe ich Taschen, Schuhsohlen und Senkel. Ich schleife Messer und Scheren. Kurz gesagt, ich mache alles Mögliche. Nein, nicht immer. In den acht Jahren, die ich hier gearbeitet habe, habe ich Folgendes gemerkt: Wenn Schuhe gut und teuer sind, dann werden Deutsche sie sehr lange reparieren lassen. Oft kommen zu mir ältere Menschen, die kranke Beine haben. Für sie ist es viel einfacher, ihre alten Schuhe reparieren zu lassen, als neue zu kaufen und einzulaufen. Als ich hierher gekommen bin, war hier alles gut organisiert, was mir sofort gefallen hat. Ich fühle mich hier sehr wohl. Eine gute Stadt, das Meer ist in der Nähe, frische Luft. Mich kennen und respektieren viele in Rostock. Ich will mich nicht preisen, aber ich finde, dass das ganz wichtig ist. In den letzten zehn Jahren, die ich in Deutschland gelebt habe, habe ich keinem etwas Schlechtes getan und mir hat auch keiner geschadet. Das Wichtigste ist, sich weiterzuentwickeln, alles auszuprobieren und den Mut nicht zu verlieren. Als ich mein Unternehmen gründen wollte, hat man mir oft gesagt: Das ist doch so schwierig, das wird viel Zeit in Anspruch nehmen und du kannst die Sprache nicht. Alles hat jedoch gut geklappt! |
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